Die Corona-Pandemie kommt mit vielen neuen Herausforderungen. Dazu gehören auch Fehl- und Desinformationen sowie Verschwörungstheorien rund um Covid-19. Diese werden längst nicht mehr nur im Privaten geteilt – auch am Arbeitsplatz teilen Schwurbler:innen und Verschwörer:innen zunehmend ihre „alternativen“ Thesen. Hinzu kommen meist Postings in den sozialen Netzwerken, im offiziellen Team-Chat oder der privaten WhatsApp-Gruppe der Kolleg:innen. Das konfrontiert Vorgesetzte mit einer neuen Fragestellung: Wie umgehen mit Mitarbeitenden, die falsche oder gar gefährliche Thesen zur Corona-Pandemie selbstbewusst verbreiten?
Die Auseinandersetzung mit dieser Frage wird immer relevanter. Sowohl für die Stimmung in Ihrem Team als auch für Ihre Außenwirkung. Denn: Verbreiten Mitarbeitende falsche Information oder Verschwörungsmythen wie QAnon ungehemmt z.B. bei Kund:innenterminen oder im Internet, stellt das ein handfestes Risiko für Ihre Reputation dar. So kann sich schnell ein Reputationstransfer von Ihren Mitarbeitenden auf Ihr gesamtes Unternehmen vollziehen. Dabei gehen Stakeholder:innen davon aus, dass Ihr Unternehmen insgesamt die Thesen der Mitarbeitenden akzeptiert, toleriert oder sogar ebenfalls vertritt. Das wiederum kann schnell Empörungslawinen in den sozialen Netzwerken lostreten und zur echten Reputationskrise ausarten. Also: Wie umgehen mit Verschwörer:innen und Schwurbler:innen im Unternehmenskontext? Wir haben dazu fünf Tipps für Sie zusammengefasst.
Ein Gespräch kann helfen, Missverständnisse auszuräumen und Mitarbeitende von kruden Thesen abzubringen. Wichtig ist dabei, dass Sie sich auf das Gespräch vorbereiten und in der Situation selbst ruhig bleiben. Reagieren Sie nicht direkt verärgert oder aggressiv auf die Aussagen Ihrer Mitarbeitenden, sondern nehmen Sie sie ernst und versuchen Sie Verständnis für mögliche Ängste und Unsicherheiten zu signalisieren. Halten Sie aber gleichzeitig gegen die Verschwörungstheorien Ihrer Mitarbeitenden und verdeutlichen Sie, dass diese insbesondere im Büro keinen Platz haben. Wenn Sie wirklich mit Ihren Mitarbeitenden über die Inhalte ihrer Aussagen diskutieren möchten, bereiten Sie sich entsprechend vor. Informieren Sie sich über gängige Argumente und Gegenargumente. Recherchieren Sie seriöse Quellen, die Sie ggf. anführen können. Hilfreich kann es zudem sein, immer wieder Rückfragen zu stellen, um die Mitarbeitenden selbst zum Nachdenken und Hinterfragen der eigenen Thesen zu bewegen.
Werden Sie im Arbeitsalltag mit verschwörungstheoretischen Erzählungen von Mitarbeitenden konfrontiert, reagieren Sie direkt. Ersticken Sie die Aussagen im Keim und geben Sie ihnen kein Raum. Das geht zum Beispiel mit einer direkten Antwort oder Unterbrechung der Mitarbeitenden zur neuesten Verschwörungstheorie. Positionieren Sie sich dabei klar und deutlich, sodass auch andere Teammitglieder sehen, dass Sie Verschwörungstheorien am Arbeitsplatz nicht tolerieren. Aber: Bleiben Sie dabei immer respektvoll!
Neben den Hygienevorschriften sollten Sie weitere Regeln für Ihre Mitarbeitenden in der Corona-Pandemie aufstellen. Mit Bezug auf Verschwörungstheorien kann hier zum Beispiel eine Betriebsvereinbarung helfen, in der festgelegt wird, wie lange sich Mitarbeitende noch im Bereich des Sagbaren bewegen. Besonders wichtig ist es allerdings, Regeln für die Social Media-Nutzung Ihrer Mitarbeitenden festzulegen. Diese gilt immer dann, wenn Mitarbeitende in ihren Social Media-Profilen einen klaren Bezug zu Ihrem Unternehmen herstellen. Ist das der Fall, können Sie Regeln für die Kommunikation in Form einer Social Media-Guideline aufstellen. Darin können Sie auch festlegen, dass das Teilen von Desinformationen, Verschwörungstheorien, extremistischen Inhalten oder Hate Speech nicht gestattet ist bzw. unbedingt als private Meinung kenntlich gemacht werden müssen. Ein gutes Beispiel für eine solche Guideline bietet der Mobilfunkanbieter 1&1.
Achtung! Rechtlich bindend ist eine Social Media-Guideline für Ihre Mitarbeitenden erst, wenn Sie als Ergänzung dem Arbeitsvertrag zugefügt wurde. Passiert das nicht, nimmt sie eher die Funktion einer Empfehlung ein.
Laufen wiederholte Gespräche und klare Vorgaben ins Leere bleiben Arbeitgeber:innen oft nur noch wenige Möglichkeiten. Lässt sich bspw. ein Mitarbeiter nicht belehren, passt sein Verhalten nicht an oder weigert sich aufgrund seiner Einstellungen sogar, sich an die Hygieneregeln zu halten, kann eine offizielle Abmahnung helfen. Diese müssen natürlich immer auf gesetzlichen Grundlagen fußen.
Ob die Verbreitung von Verschwörungsmythen zur Abmahnung oder Kündigung berechtigt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So gelten z.B. für einige Berufe – wie z.B. Lehrer:innen – strengere Auflagen. Ein weiterer Faktor ist, ob Ihre Arbeitnehmer:innen ihre Theorien nur im privaten Kreis teilen oder öffentlich – z.B. in den sozialen Netzwerken – propagieren. Dabei muss jedoch immer ein Bezug zu Ihren Unternehmen erkennbar sein. Ist dies der Fall, können Sie davon ausgehen, dass die Mitarbeitenden durch ihr Verhalten der Reputation Ihres Unternehmens in der Öffentlichkeit schaden. Das wiederum kann ein legitimer Grund für eine Abmahnung oder sogar Kündigung sein. Bevor Sie diesen Schritt gehen, sollten Sie sich aber unbedingt rechtlich absichern.
Nicht nur als Teamleiter:in oder Chef:in ist es schwierig mit Verschwörungstheoretikern im Büro umzugehen. Gerade als Kolleg:in sind Sie oft direkter mit den Aussagen Ihrer Teammitglieder konfrontiert. Fühlen Sie sich durch die Verschwörungserzählungen von Kolleg:innen unwohl oder sogar angegriffen, dürfen Sie das sagen. Wenden Sie sich – natürlich immer freundlich und respektvoll – entweder direkt an die Kolleg:innen und kommunizieren Sie in Ich-Botschaften. Verdeutlichen Sie, wo Ihre Probleme mit ihren Aussagen liegen und orientieren Sie sich an den oben angeführten Tipps. Alternativ können Sie die Kolleg:innen auch Ihren Vorgesetzten melden. Machen Sie auch hier deutlich, warum Sie die Aussagen stören und was Sie sich von Ihrem Chef oder Ihrer Chefin wünschen. Zudem gilt auch für Sie im Büroalltag: Halten Sie gegen verschwörerische Aussagen. Halten Ihre Kolleg:innen mal wieder einen Vortrag zu aktuellsten Theorien, argumentieren Sie entweder dagegen oder brechen Sie schlicht das Gespräch ab.
Die zunehmende Verbreitung von Verschwörungstheorien stellt uns nicht nur im Privaten vor neue Herausforderungen. Auch im Arbeitskontext werden Vorgesetzte und Kolleg:innen mit schwierigen Situationen konfrontiert. Umso wichtiger ist ein adäquater Umgang mit dem Problem – auch um potentielle Risiken – z.B. für die Unternehmensreputation – abzuwenden. Dabei helfen direkte Gespräche, eine klare Positionierung sowie Regeln und Vorschriften und in der letzten Konsequenz sogar rechtliche Schritte.
Sie benötigen Unterstützung beim Umgang mit Verschwörungsmythen im Unternehmenskontext? Nehmen Sie jetzt Kontakt zu unseren Expert:innen auf. Wir helfen Ihnen gerne!