Was ist Desinformation?

Soziale Medien als Segen und Fluch

Soziale Medien haben im letzten Jahrzehnt an Popularität gewonnen, sie vernetzen Menschen aus der ganzen Welt und eröffnen so neue Kommunikationswege für Privatpersonen, aber ebenso für Unternehmen. Neben all den positiven Aspekten, können die sozialen Medien aber auch als Instrument der Manipulation von öffentlichen Meinungen dienen – zum Beispiel durch die Verbreitung gezielter Falschmeldungen oder die verzerrte Darstellung von wahren Sachinformationen. Durch die vermeintliche Anonymität im Internet und die zielgruppenorientierte Ausspielung verbreiten sich falsche Informationen in Social Media viel schneller als in den etablierten Medien – und das ohne, dass Urheber:innen und Autor:innen dafür eindeutig (rechtliche) Verantwortung übernehmen müssen.

Klar ist aber: Desinformationen sind kein neuartiges Phänomen. Sie wurden weder für die Abstimmung über den Brexit erfunden, noch für den US-Wahlkampf 2016. Lügen, die absichtlich zu jemandes Nachteil veröffentlicht werden, gibt es vermutlich schon so lange, wie wir sprechen können. Durch die sozialen Medien ist es nun aber einfacher geworden ebendiese schnell in Umlauf zu bringen und im großen Stil zu verbreiten.

Desinformationen, Fehlinformationen und Fake News…

Um Gegenmaßnahmen ergreifen und die ausgehende Gefahr für ein Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen besser einschätzen zu können, sollte man sich zunächst verdeutlichen, was Desinformationen überhaupt sind. Dabei ist es hilfreich, Desinformationen von ähnlichen Begriffen wie Fehlinformationen oder auch Fake News abzugrenzen. Denn: Auch wenn diese Begriffe umgangssprachlich oft synonym verwendet werden, ist nicht jede Des- oder Fehlinformation auch eine Fake News Story.

Was sind Falschinformationen?

Fehlinformationen oder auch Falschinformationen sind falsche Informationen, die Verbreitung finden, unabhängig davon, ob die Absicht einer Irreführung besteht. Das heißt, dass Menschen, die Fehlinformationen teilen, oft selbst an die Wahrheit dieser Informationen glauben. Die Verbreitung von Fehlinformationen kann, muss aber nicht zwangsweise aus einer bösen Absicht entstehen.

Was sind Desinformationen?

Desinformationen sind nachweislich falsche oder irreführende Informationen, die vorsätzlich und zum Zwecke der Manipulation verfasst und verbreitet werden. Ziel dabei ist es u.a., wirtschaftlichen Schaden anzurichten, Stimmungsbilder zu manipulieren oder aber selbst monetäre Gewinne zu generieren. Dabei werden Desinformationen heutzutage vermehrt in Textform produziert und mit verfälschten, aus dem Kontext gerissenen und manipulierten Bildern oder Videos (sog. Deep Fakes) verziert. Durch die technologische Unterstützung von beispielsweise Social Bots, Algorithmen oder Künstlicher Intelligenz werden Desinformationen meist über Internetforen, Nachrichtenseiten oder die sozialen Medien verbreitet.

Welche Arten der Desinformation gibt es?

Desinformationen können in vielen unterschiedlichen Formen und strategischen Ausprägungen auftreten. Generell lassen sie sich aber in insgesamt sieben Kategorien einteilen.

1. Satire und Parodie

Hinter der Satire und Parodie steckt grundsätzlich keine bösartige Absicht. Dabei beziehen sich die frei erfundenen Inhalte auf reale Personen und/oder Gegebenheiten, wobei die Darstellungsart überzogen und daher offen unrealistisch ist. Es kann aber eben auch Verfasser:innen geben, die sich an satirischen und parodistischen Stilmitteln bedienen und auf diese Art Desinformationen zum Zwecke der vorsätzlichen Manipulation verbreiten. Demnach kann die Verfassung satirischer und parodistischer Inhalte mit einer bösartigen Absicht auch als Desinformationsart bezeichnet werden. Dabei kommt diese Art der Desinformation in den sozialen Medien vermehrt auch in Form von Memes vor. Ein Meme ist ein Bild oder ein kurzes Video, das nachträglich mit einem kurzen Text versehen wird. Memes haben zum Ziel, sich über etwas lustig zu machen. Werden Bilder und Videos allerdings aus dem Kontext gerissen und im Sinne eines Memes bearbeitet, kann die Verbreitung zu persönlichem und wirtschaftlichem Schaden führen.

2. Falsche Verknüpfung

Durch „Clickbaits“ (zu deutsch: Klickköder) soll die Neugier von Online-Nutzer:innen geschürt werden und sie so durch überzogene und reißerische Überschriften auf werbeträchtige Webseiten lenken. Der Begriff ‚Clickbaiting’ beschreibt also grundsätzlich die Verwendung von reißerischen Überschriften vor allem in den sozialen Medien, die Nutzer:innen dazu anregen sollen, einen bestimmten Artikel anzuklicken. Dabei werden oft unerwartete Neuigkeiten angekündigt. Das Ziel ist hierbei, den Traffic der gesamten Webseite zu generieren. Daher beziehen sich „Clickbaits“ oft entweder auf besonders bekannte Personen bzw. Unternehmen oder geben eine übermäßig verrückte und sensationelle Story wider, um so möglichst viele Klicks zu erzeugen.

3. Irreführender Inhalt

Hier werden bestimmte Inhalte vorsätzlich irreführend oder manipuliert dargestellt. Diese Vorgehensweise hat zum Ziel, Zusammenhänge zwischen Personen und Sachverhalten zu konstruieren, um ihnen somit zu schaden. So wurde beispielsweise ein Zitat der Grünen-Politikerin Renate Künast zum Thema „Gewalt gegen Kinder“ aus einer Bundestagsdebatte so aus dem Kontext gerissen und zusätzlich mit weiteren erfundenen Sätzen angefüttert, dass durch die Verbreitung dieses konstruierten Inhalts in den sozialen Medien der Eindruck erweckt wurde, Künast würde Pädophilie verharmlosen, wenn nicht sogar befürworten.

4. Falscher Kontext

Bei dieser Art der Desinformation werden wahre Inhalte durch falsche Informationen angefüttert und in einem falschen Kontext verbreitet. So können zum Beispiel Statistiken, Thesen und subjektive Behauptungen gestärkt werden. Gerade für Unternehmen ist diese Art der Desinformationsstreuung besonders gefährlich, da die Leser:innen die richtigen Inhalte nur sehr schwer von den frei erfundenen, falschen Inhalten trennen können. Durch die Kombination von wahren und falschen Informationen sowie der Platzierung in einem falschen Kontext, bekommt die Desinformation einen höheren Stellenwert und vermeintlich mehr Glaubwürdigkeit.

5. Betrügerische Inhalte und Urheber:innen

Bestehende Inhalte werden hier durch betrügerische Urheber:innen imitiert. Dabei ist das Ziel, die Nutzer:innen zu täuschen und an deren Daten zu kommen. Ein Beispiel hierfür sind Phishing-Mails. Dabei imitieren Betrüger:innen E-Mails von Unternehmen an Kund:innen oder Mitarbeiter:innen, um sich zum Beispiel Geld oder Informationen zu erschleichen. 2017 kam es in Deutschland zu einem der größten Phishing-Angriffe bislang: im Namen der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken wurden Bankkund:innen von Betrüger:innen per E-Mail aufgefordert, ihre Zugangsdaten einzugeben und Überweisungen zu tätigen.

6. Manipulierter Inhalt

Hierbei werden Texte, Audioaufnahmen, Fotos und Videos durch bestimmte Bearbeitungsprogramme verfälscht. Durch moderne Technologien sind sie dann nicht mehr als manipulierter Inhalt erkennbar. Bei manipulierten Videos (sog. Deep Fakes) werden mithilfe von künstlicher Intelligenz beispielsweise das Aussehen, Mimik, Gestik und Stimme von realen Persönlichkeiten imitiert.

7. Erfundener Inhalt

Bei dieser Art der Desinformation werden vermeintliche Fakten frei erfunden und öffentlich gemacht. Der falsche Inhalt hat dabei oft das Ziel, bestimmte Gruppen oder Personen zu manipulieren, der Reputation des Angriffsziels zu schaden oder einen anderweitig schädigenden Effekt hervorzurufen. Ist die gezielt gesetzte Falschmeldung besonders brisant, wird sie binnen kürzester Zeit in den sozialen Medien aufgegriffen und so einer großen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Beispiele für diese Art der Desinformation sind Fake News, aber auch sog. Fake Reviews – also die positive, neutrale oder negative Rezension, die nicht die ehrliche Meinung eines oder einer Verbraucher:in widerspiegelt oder die nicht das echte Erfahrungserlebnis des oder der Verbraucher:in mit einem Produkt oder einem Unternehmen darstellt.

Was sind Fake News?

Fake News (zu deutsch: gefälschte Nachrichten) sind gefälschte oder irreführende Nachrichten, die in Form von Texten, Videos oder Fotos verbreitet werden und der Manipulation dienen. Vorwiegend bietet sich die Verbreitung über soziale Netzwerke an, da schnell eine breite Öffentlichkeit erreicht werden kann. Verbreitet werden Fake News aus persönlichen, politischen oder aus finanziellen Gründen. Fake News sind eine Art der gezielten Desinformation.

Der Begriff „Fake News“ wurde durch den US-Präsidenten Donald Trump geprägt und ist mittlerweile – ähnlich wie der Begriff der sog. „Lügenpresse“ – zu einem Kampfbegriff geworden, der vor allem im Populismus begründet liegt. Daher wird vermehrt von der Verwendung des Begriffs abgesehen und vielmehr von gezielter Desinformation gesprochen.

Fake News sind auf Platz 1 der Liste der bedeutendsten Cyber-Risiken

Cyber-Security-Report 2019

Warum sind Desinformationen für Unternehmen gefährlich?

Ganz simpel: weil sie Geld kosten, weil sie der Reputation eines Unternehmens nachhaltig schaden können, weil sie Aktienkurse abstürzen lassen und das Image von Produkten langfristig zerstören können. Die große Gefahr wird auch aus der folgenden Zahl deutlich: 78 Milliarden Dollar – so viel kosten allein Fake News die Weltwirtschaft jährlich.

Gegen Ende des US-Wahlkampfes 2016 wurden die 20 angesehensten Falschmeldungen öfter geliked, geteilt und kommentiert als die 20 erfolgreichsten Berichte seriöser Nachrichtenagenturen

Zeit.de

Warum funktionieren Desinformationen so gut?

1. weil Menschen glauben, was sie glauben wollen. Wir alle neigen dazu, kognitive Dissonanzen zu umgehen – das heißt, dass wir den Informationen Glauben schenken, die in unser eigenes Weltbild und vor allem auch zu unserer sozialen Identität passen.

2. Weil es aufgrund der technischen Möglichkeiten heutzutage immer schwieriger wird, Desinformationen zu identifizieren und zu entlarven. Hierfür ist eine Mediensensibilisierung und eine gewisse Medienkompetenz – auch bei Mitarbeiter:innen eines Unternehmens – besonders erforderlich.

3. Weil Desinformationen und hier explizit Fake News besonders mit negativen Emotionen spielen und genau das machen sich die Autor:innen zu Nutze. Denn: Das menschliche Gehirn räumt negativen Nachrichten viel mehr Raum ein als positiven und weckt so auch mehr Interesse bei den Leser:innen. Dieses Phänomen wird auch als Negativitätsbias (auch: Negativitätseffekt) bezeichnet und beschreibt den Effekt, dass sich Menschen eher zu negativen Nachrichten hingezogen fühlen.

4. Weil wir durch die sozialen Medien jeden Tag mit einer Unmenge an Informationen konfrontiert werden. Jede einzelne dieser Informationen zu verifizieren, würde uns vermutlich Tage kosten. Deshalb ist die Macht der Fehl- und Desinformationen nicht zu unterschätzen, da wir häufig – ohne zu prüfen – davon ausgehen, dass Quellen zuverlässig sind und somit auch (beabsichtigt) falschen Nachrichten eine besonders hohe Glaubwürdigkeit zukommen kann.

Können Desinformationen einfach verbreitet und gekauft werden?

Ja, denn Denunziant:innen machen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt und gibt es keine schädigenden Informationen über ein Unternehmen, dann werden eben kurzer Hand welche erfunden und die Verbreitung im Internet gekauft.

Auf dem sog. Disinformation-as-a-Service“- Markt (kurz: DaaS) wird im Dark Net die Verbreitung von falschen oder reputationsschädigenden Inhalten angeboten. Ob von Privatpersonen oder PR-Firmen – das Angebot ist groß und vor allem wachsend. So können ohne großen Aufwand u.a. die Streuung von Gerüchten und falschen Informationen in den sozialen Netzwerken gekauft werden. Das Ziel: Die Zerstörung der Unternehmensreputation.

Denn: Nicht nur der politische Diskurs ist also von Fake News und Desinformationen übersäht – auch Unternehmen sehen sich zunehmend mit diesem Risiko konfrontiert. Soziale Netzwerke sind heutzutage nicht nur Plattformen für die politische und gesellschaftliche Kommunikation, sondern eben auf für die wirtschaftliche. Dabei ist besonders bedenklich, dass die Verbreitung von Desinformationen zudem nicht nur von IT-Profis oder gekauften PR-Firmen betrieben werden kann, sondern mit Hilfe von frei verfügbarer Software im Internet auch für den Laien möglich ist. Welche Interessengruppen hinter der Verbreitung von Fake News oder Desinformationen stehen, ist deshalb häufig nicht klar. Ob Privatpersonen, unzufriedene Mitarbeiter:innen, Konkurrenzunternehmen oder schlichtweg Kriminelle – die Gesichter hinter den Desinformationen können vielfältig sein und in ihrer Größe und ihrem Einfluss variieren.

Können Desinformationen Ihrem Unternehmen schaden? Ja!

Die systematische und organisierte Verbreitung von Desinformationen in den sozialen Medien existiert und jedes Unternehmen kann davon betroffen sein. Dabei besteht die Gefahr unter anderem darin, dass die öffentliche Wahrnehmung eines Unternehmens nachhaltig geschädigt wird. Das wiederum hat negative Folgeauswirkungen wie beispielsweise Umsatzeinbrüche.

Mehr als ein Viertel der befragten internationalen Konzerne sind von negativen Aktivitäten in den sozialen Netzwerken betroffen

Global Fraud and Risk Report 2019/20

Konkret besteht die Gefahr, dass die öffentliche Wahrnehmung eines Unternehmens gezielt geschädigt und sich so manipulativ von Dritten Wettbewerbsvorteile erschlichen werden können. Um eben diesen Wettbewerbsvorteil zu erlangen, kommt es immer öfter zu gezielten Desinformationskampagnen, die durch sog. Social Bots verbreitet und verstärkt werden. Social Bots oder Social Networking Bots sind Computerprogramme, die in sozialen Netzwerken automatisiert menschliche Verhaltensmuster simulieren: sie liken, teilen, kommentieren und texten. Immer mit dem Ziel, Aussagen und Meinungen sichtbar zu machen und zu verstärken. Dabei sind sie ein Instrument der Agitation und Manipulation und eine Quelle für Fake News.

Klar ist also: Des- und Fehlinformationen können das Meinungsbild bestimmen – schützen Sie Ihr Unternehmen frühzeitig.

Wie schützen Sie sich vor Desinformationskampagnen?

Gegendarstellungen, Unterlassungsklagen oder auch den Kopf in den Sand stecken helfen Ihnen bei Desinformationsangriffen kaum. Vielmehr gilt es, sich vorab auf die neuen Gefahren und Herausforderungen einzustellen. Denn ist das Kind erst einmal in den Brunnen gefallen, ist es schwer es wieder herauszuholen.

Deshalb bedarf es also vor allem

1. einer effektiven Prävention durch u.a. Mitarbeiter:innensensibilisierung und Schulungen

2. einer Früherkennung durch u.a. Monitoringmaßnahmen und genereller Medienbeobachtung

3. einem ausgefertigten Reputations- und Risikomanagement

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