Die Evolution des Krisenmanagements

Komplexere Risiken brauchen zeitgemäße Lösungen

Krisenkommunikation im Mittelalter

Wie Habsburger und Co. Krisen bewältigten

Im Mittelalter, vor allem im Spätmittelalter waren die existenziellen Krisen Kriege, Hungersnöte, Epidemien und Umbrüche in politischen Ordnungssystemen. Das Krisenbewusstsein in der Bevölkerung war damals entsprechend robuster als in heutigen modernen Gesellschaften. Auch das Krisenmanagement und die Krisenkommunikation waren stark eingeschränkt und sind deshalb mit den heutigen Möglichkeiten keineswegs zu vergleichen. Denn das „Krisentoolset“, wie man es heute nennen würde, war wenig umfangreich.

Ein Grund dafür lag in der dezentralen Machtstruktur Deutschlands, die auch als „Flickenteppich“ bezeichnet wird. Denn das heutige Bundesgebiet war bis zum Reichsdeputationshauptschluss von 1803 in viele Kleinstaaten zerteilt, die allesamt eigenständige Herrschafts- und Verwaltungsstrukturen besaßen. So war die Koordination von Krisenmanagement und Krisenkommunikation innerhalb einiger Gebiete erschwert. Denn viele von ihnen waren verfeindet und kooperierten entsprechend wenig untereinander.

Ein weiterer Grund für das eingeschränkte Krisenmanagement lag in der schlechten Infrastruktur dieser Zeit. Davon war die Bevölkerung auf dem Land oder in Dörfern noch deutlich stärker betroffen als in den Städten. Denn während in Städten Krisenmanagement und Krisenkommunikation über Kundgebungen auf dem Marktplatz, Mundpropaganda und zentrale Hilfsstellen bis zu einem gewissen Grad möglich war, blieben große Teile der Landbevölkerung uninformiert. Da es auch keine Autos, Telefone oder Tageszeitungen gab, brauchten Krisenwarnungen oder Schutzmaßnahmen sehr lange, bis sie über Bot:innen in alle Landesteile gelangen konnten. Oft war die Krise dann schon längst präsent.

Krisenkommunikation in der Neuzeit

Kopieren wie ein Gutenberg

Mit der Neuzeit haben sich auch die Risiken gewandelt. Neben den fortbestehenden existenziellen Gefahren, haben vor allem wirtschaftliche und soziale Umbrüche an Bedeutung gewonnen. Mit dem Ende des Feudalsystems und der Zentralisierung der Herrschaftsgebiete zu einem Nationalstaat läuteten religiöse Kritiken, die Aufklärung und Meinungskonflikte krisenhafte Zeiten ein.

Im Vergleich zum Mittelalter haben sich Krisenmanagement-Toolsets und Krisenkommunikation deutlich erweitert. Nicht nur, da über den einheitlichen Staat eine zentrale Maßnahmenkoordination möglich wurde, sondern auch, weil neuzeitliche Erfindungen, wie der Buchdruck, völlig neue Wege der Krisenkommunikation offenbarten. Mit Gründung der Post und Entstehung der ersten Tageszeitungen konnten maschinell vervielfältigte Kriseninformationen schneller in alle Landesteile getragen und Maßnahmen zur Krisenbewältigung einfacher umgesetzt werden. Trotzdem entschärfte es die Stadt-Land-Differenz im Krisenmanagement kaum. Denn ein Großteil der Landbevölkerung war ungebildet, konnte nicht lesen und mit Flugblättern und Journalen nur wenig anfangen.

Krisenkommunikation im 20. Jahrhundert

Krisenmanagement neu definiert

In der jüngeren Vergangenheit haben wohl die fundamentalsten Veränderungen in Bezug auf die Krisenkommunikation und das Krisenmanagement stattgefunden. Denn nicht nur staatliche und institutionelle Sorgfaltspflichten wurden gefestigt, zunehmend auch die von wirtschaftlichen Akteur:innen. Kein vorangegangenes Zeitalter eröffnete dabei vergleichbare Möglichkeiten für Krisenmanagement und Krisenkommunikation. Zum einen konnten neue Kommunikationswege entwickelt werden, zum anderen wurde erstmals eine flächendeckende und mehrdimensionale strategische Krisenkoordination sichergestellt. Auch hierfür waren die technischen Erfindungen wie Telefon, Rundfunk, Fortbewegungsmittel und auch Computer zum Ende des 20. Jahrhunderts entscheidende Wegbereiter. Aber auch der wachsende Wohlstand nach der Industrialisierung, das gestiegene Bildungsniveau und vor allem die verbesserte Infrastruktur erleichtern das Krisenmanagement und die Krisenkommunikation ungemein.

Allerdings konnten die Schattenseiten der Modernisierung den Unternehmen jener Zeit durchaus gefährlich werden. Denn viele neue, strukturelle sowie akute Risiken waren in nahezu allen Lebensbereichen entstanden. Egal ob Arbeitsbedingungen, Produktqualität oder auch Nachhaltigkeit – Kritische Themen bedeuteten fortan einen enormen Druck. Denn die schnellen Informationswege verkürzten die Reaktionszeit für Unternehmen, um eine Krisenmanagementstrategie zu entwickeln und passende Gegenmaßnahmen einzuleiten, bevor sich Medien und Öffentlichkeit empörten.

Krisenkommunikation im 21. Jahrhundert

Unterwegs im digitalen „Neuland“

Charakteristisch für die Risikolandschaft von heute ist der stetige Wandel. Denn auch, wenn die analogen Gefahren der letzten Jahrhunderte fortbestehen, kommen immer mehr digitale Risiken hinzu. Gerade Unternehmen müssen die strukturellen Veränderungen ins Auge fassen, damit sie ihre Stellung am Markt behaupten und zukunftsfähig bleiben können. Auch das Krisentoolset sollte den Anforderungen entsprechend erweitert werden. Denn kaum etwas erzeugt so viel öffentliches Aufsehen wie Krisen und kritische Issues. Gerade Social Media kann Unternehmen schnell gefährlich werden. Denn über Facebook, Twitter und Co. verbreiten sich Inhalte extrem schnell, unkontrolliert und mit erheblicher Reichweite. Ungewollte Aufmerksamkeit für eine Social Media-Krise kann zu folgenschweren Reputationsschäden und finanziellen Verlusten führen.

Um optimal auf diese und weitere digitale Risiken vorbereitet zu sein, sollte jedes Krisenmanagement eine Reihe von Präventionsmaßnahmen vorsehen. Dabei ist sowohl strukturell, mit den passenden Tools, als auch operativ, mit den richtigen Strategien und personell, mit fachkundigen und sensibilisierten Mitarbeitenden, vorzusorgen.

Digitale Risiken minimieren, digitale Krisen meistern

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